✍️ 🎧 Sich gut abgrenzen in der digitalen Welt
Sich sicher abgrenzen in der digitalen Welt
Hochsensibel in einer hochkomplexen Zeit
Gastbeitrag von Svenja Grabner
Sensitive Coach Sylvia Harke und Digital-Detox-Expertin Monika Schmiderer wissen um die Herausforderungen der digitalen Welt. Vor allem für Menschen mit einer sensiblen Wahrnehmung gilt es, sich im digitalen Raum gut abzugrenzen.
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Zum Blogartikel der Podcastfolge #2
Die Herausforderung beginnt in der ersten Minute
Deine Augen sind noch gar nicht richtig geöffnet, da wird dein Blick schon vom Smartphone gebannt. Die ersten WhatsApp-Nachrichten wollen gelesen, die nachts eingetrudelten E-Mails beantwortet werden. Dein Feed ist von Instagrammern geschwemmt, die um deine Aufmerksamkeit buhlen. Die neuesten News berichten dir vom Leid der Welt. Dazwischen ein paar Hundewelpen. Dabei hast du deiner Familie noch kaum einen guten Morgen gewünscht, und schon dreht sich dein Gedankenrad im Rhythmus der digitalen Welt. Immer schneller und schneller.
Wie kannst du es anhalten? Aussteigen aus diesem Gefühlskarussell? Dich abgrenzen in einer grenzenlosen Welt? Als Gründerin der hsp academy für Hochsensible und Autorin dreier Bücher zum Thema Hochsensibilität hat Sylvia Harke Strategien zur Abgrenzung von dieser Informationsflut erarbeitet. Denn für besonders empfindsame Menschen kann die ständige Konfrontation mit der Gemütslage anderer zur wahren Stressfalle werden. Auch Monika Schmiderer, Erfinderin des ersten Digital-Detox-Programms für mehr Kreativität und Lebensfreude, hat diese Erfahrung gemacht. Gemeinsam teilen sie ihre persönlichen Tipps und Tricks, die auch dir dabei helfen können, aus der Ohnmacht zur Eigenmacht zu gelangen.
Real statt digital
Der Druck, ständig erreichbar sein zu müssen, kann erdrückend sein. Noch unerträglicher erscheint nur noch der Gedanke, nicht erreichbar zu sein. Zu groß ist die Angst, etwas zu verpassen. Doch Hand aufs Herz statt aufs Handy: Brauchst du dafür all die Apps und smarten Funktionen? Sylvia Harke rät zu einem einfachen Tastentelefon. Zuhause kannst du noch einen Schritt weiter, wenn auch in der Technik zurückgehen, denn auch ein Festnetztelefon garantiert, dass wichtige Nachrichten direkt bei dir ankommen – und nicht erst einen Dschungel an digitalen Informationen durchdringen müssen. Teile deine Notfallnummer mit den Personen, die dir wichtig sind. Am besten bei einem persönlichen Treffen. Denn dies kann dich zugleich daran erinnern, dass du auch außerhalb von Facebook-Community, WhatsApp-Gruppe und Follower-Clan vernetzt bist. Mit realen Menschen in der analogen Welt.
Scrollen mit Sinn
Wenn du sensibel auf anderer Menschen Gefühle reagierst, weißt du vielleicht, dass das reale Leben bereits genug Ablenkung von deinen eigenen Plänen bietet. Du musst dich nicht zusätzlich mit den Dramen fremder Menschen auseinandersetzen und sämtliche Schreckensmeldungen vom anderen Ende der Welt entgegennehmen, und dich dabei auch noch selbst optimieren wollen. Für den Fall, dass du dennoch scrollen willst, kannst du dies auf bestimmte Zeiten am Tag beschränken und mit mehr Gelassenheit tun. Eine kleine Übung aus Monika Schmiderers Podcastfolge #1 kann dir dabei helfen, dich nicht vom Sog der sozialen Medien verschlingen zu lassen:
1. Lege eine Hand auf deine Körpermitte und achte auf deinen Atem.
2. Scrolle langsam von Post zu Post und achte darauf, wie du dich fühlst.
3. Wenn dein Atem kürzer wird und du dich beengt fühlst, atme tief in deinen Unterbauch und hole deine Gedanken zurück zu dir.
Wie fühlst du dich?
Wie verändert sich dadurch deine Wahrnehmung der Postings? Der Fokus der Übung liegt darin, innezuhalten und die diffuse Masse an Information differenzierter wahrzunehmen. Denn wo bleibt die Sinnhaftigkeit, wenn bei all der Reizüberflutung kein Sinn mehr haften bleibt? Auch wenn die Übung einfach erscheint, können derartige Methoden der Atemkontrolle vieles verändern. Etwa unsere Wahrnehmung schärfen für unsere eigenen Grenzen. Erst wenn wir diese wieder zu erkennen lernen, können wir uns aktiv abgrenzen und von der Zwangsfütterung durch diverse Feeds bewusst zurückziehen sowie Infos richtig verdauen.
Vom Empfänger zum Sender
Bist du aus der beschleunigten Informationsschleuder erst einmal ausgestiegen, kannst du selbst wieder das Ruder übernehmen und eintauchen in die Schätze, die in dir selbst schlummern. Sylvia Harkes und Monika Schmiderers Aufruf an dich: Werde aktiv, finde heraus, was dich berührt, und engagiere dich. Immerhin sind wir schöpferische Wesen und keine Informationsverarbeitungsmaschinen. Unterschreibe Petitionen, spende für eine Organisation oder tätige einen Anruf. Sei der Creator deines eigenen Contents: Visualisiere Bilder, schreibe Lieder, male Geschichten und entfessle dabei jene Kräfte, die im Trubel des Medienkonsums betäubt waren. Finde kreative Kraftplätze in der Natur, in kleinen Cafés fernab der Einkaufsmeile oder in staubigen Buchhandlungen. Nutze deine Offline-Zeit zum Hinhören, zum Beobachten und einfach nur Sein.
Mut machen mit Mut zum Machen
Angekommen im Moment, befreit von der medialen Angst, entlassen aus dem Druck der Dauerkommunikation, wirst du deine eigene Schöpfungsenergie wieder spüren können. Lass los, wer du gestern warst. Lass los, wer du glaubtest, sein zu müssen. Und lass dein Wesen sich entfalten, wie es sein will. Lerne aus dem Erlebten und transformiere es, um etwas Positives passieren zu lassen. Im Realen wie im Digitalen. Vertraue auf deine Intuition. Trau dich. Stürze dich in das Abenteuer „Offline“ und staune über deine Stimme. Mach sie stark. Mach sie laut. Für dich und für deine Sache. Mach dir die Medien zu Nutze und deine Feinfühligkeit zur Stärke, nicht zum Feind. Die Welt braucht sie. Also mach es – was immer es ist, das du machen willst.
Text von Svenja Grabner
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Monika Schmiderer
Monika Schmiderer ist Autorin, Speakerin und Erfinderin des ersten Digital-Detox-Programms für mehr Kreativität und Lebensfreude. In ihrem Buch „SWITCH OFF und hol Dir Dein Leben zurück: wie wir der digitalen Stressfalle entkommen“ lädt sie zum 14-Tage-Offline-Abenteuer.
Sylvia Harke
Die Diplom-Psychologin hat sich als Sensitive Coach und Autorin dreier Bücher zum Thema Hochsensibilität einen Namen gemacht. Als Gründerin der hsp academy, einer Akademie für Hochsensibilität, Selbstliebe, liebevolle Beziehungen, Selbstheilung und Herzöffnung. Bereits seit über 20 Jahren begleitet sie kreative, sensitive und empathische Menschen in ihrer Persönlichkeitsentfaltung.