6 goldene Regeln für deine digitale Balance
Digitale Balance
6 goldene Regeln für dein digitales Leben
von Digital-Detox-Expertin und SWITCH OFF-Autorin Monika Schmiderer
First published in Wechseljahre Magazin 04/2019
Wann hast du zuletzt einen Tag ohne WhatsApp erlebt? Ohne Nachricht, dass du deinen Sohn früher abholen, und damit deinen Plan für den Nachmittag auf den Kopf stellen musst. Ohne Urlaubsfoto in der Familiengruppe, auf das du mit Herzen und Begeisterung antworten musst. Ohne Sprachnachricht von deiner Freundin, die nicht weiß, ob sie die Trennung auch wirklich durchziehen soll.
Wann hattest du zuletzt einen Tag, der nur dir gehörte? Ohne digitale Dauerkommunikation? Ohne virtuelle Verpflichtung?
Der Tag, an dem sich die magischen Pforten des Internets öffneten, liegt noch gar nicht lange zurück – und dennoch: Heute bestimmen Blogs, Postings, Likes und Emojis unseren Alltag. E-Mails, WhatsApp und Kommentare unterbrechen jede Ruhe und jedes gute Gespräch – und unsere Beziehungen verlagern sich mehr und mehr ins virtuelle Paralleluniversum. Auch die zu uns selbst ...
Mit einer durchschnittlichen Bildschirmzeit von 37 Stunden pro Woche bleibt nicht mehr viel Freiraum zum Ich-Sein.
Zum Entspannen, Reflektieren und Wachsen. Unser Leben ist voll – und wir suchen nach mehr: nach Tipps und Ratschlägen, nach Anleitungen und Inspiration. Wir durchforsten Blogs und Meinungsforen, und finden dabei viel Wertvolles – und noch mehr Verwirrung. Denn Menschen und Meinungen widersprechen sich. Zu viele Ratschläge erschlagen uns. Und die Fülle der Vorschläge macht es oft unmöglich, Wichtiges von Unwichtigem oder gar Wahres von Falschem zu unterscheiden.
Die Welt am Bildschirm blendet uns – mit perfekten Multitalenten und immer-glücklichen Alleskönnern. Überall sind sie: die Heldinnen des Alltags, die Top-Erfolgreichen, Ewig-Jungen und Dauer-Motivierten, die entweder gerade am Strand oder im Fitnessstudio posen.
Und wir? Wir legen entmutigt das Gerät zur Seite, weil wir offenbar nicht mehr mithalten können. Unser Leben scheint nicht aufregend, bewegend, revolutionär, bunt, reich, frei und stylisch genug, um auf den digitalen Präsentiertellern bestehen zu können – und wir verlieren einen weiteren Funken an Kreativität und Lebensfreude im uferlosen World Wide Web ...
Höchste Zeit, neue Anker zu setzen! Sich eigene, sichere Inseln zu schaffen und sich von allen falschen virtuellen Verpflichtungen zu lösen.
Zu lernen, achtsam damit umzugehen, welche digitalen Quellen unsere Gedanken und Gefühle beeinflussen dürfen. Welche virtuellen Kontakte es wert sind, weniger Zeit für unsere Familie, Freunde und Hobbies zu haben – und zu erkennen, welche Gewohnheiten wir ändern dürfen.
Mit diesen 6 goldenen Regeln für deine digitale Balance:
1. Lieben statt Liken
Hol deine Beziehungen wieder ins reale Leben zurück. Am besten, indem du in jeder Kommunikation wieder (mindestens) einen Gang nach oben schaltest: Nicht mehr tippen, sondern wieder telefonieren. Nicht nur telefonieren, sondern wieder wirklich treffen, und nicht online liken, sondern von Herz zu Herz aussprechen, wie wichtig dir deine Lieben sind. Das verbindet uns.
2. Verwirklichen statt Vergleichen
Soziale Medien sind Vergleichsmaschinen. Beruflich wie privat setzt uns das, was andere präsentieren unter Druck. Entfolge allen, die dir das Gefühl geben, nicht gut genug zu sein, und konzentriere dich wieder auf deine eigenen Stärken, die du verwirklichen kannst.
Trick: Anstatt durch die sozialen Medien zu scrollen, blättere durch deine eigenen Fotos am Handy – und freue dich über die vielen persönlichen Glücksmomente!
3. Falsche virtuelle Verpflichtungen ablegen
Vor allem privat glauben wir, immer für alle erreichbar und unseren Freunden auch online ein guter Fan sein zu müssen. Befreie dich von diesen falschen Pflichten und sprich mit deinen Lieben über deine Entscheidung, online weniger verfügbar, dafür aber im realen Leben entspannter, offener und erlebnislustiger zu sein.
4. Notfalltelefon für Notfälle
Gibt es (innere oder äußere) Widerstände gegen deine neuen Regeln, hol dir für den Notfall ein Tastentelefon, dessen Nummer nur deine Top-5-Kontakte bekommen. So bist du auch dann für Kinder oder Eltern erreichbar, wenn alle anderen im Off bleiben. Mein Mann hat vor 2 Monaten sogar komplett zurück zu einem klassischen Nokia-Telefon gewechselt und erledigt seither alle Aktivitäten in den sozialen Netzwerken, Online-Einkäufe und so weiter am PC.
5. Analoge Abenteuer statt Always-On
Notiere, ohne lange nachzudenken, 10 Dinge, die du unbedingt (wieder einmal) machen möchtest und die dir Freude bereiten. Immer wenn dich Langeweile im Netz gefangen hält, holst du diese Liste heraus – und startest ein kleines analoges Abenteuer. Viel Spaß dabei!
6. Intuition statt Internet
Lass nicht zu, dass dein Medienkonsum dein Leben konsumiert und die virtuelle Scheinwelt dich verunsichert. Hör auf dein Bauchgefühl, anstatt auf die Stimmen aus dem Netz, und folge deinem inneren Pfad – nicht dem nächsten Link. Das gelingt am besten, wenn du dir jeden Tag bewusst eine kleine Offline-Zeit nimmst (etwa bei einer Tasse Tee), um in dich hineinzuhorchen, deinen Tag und deine Erlebnisse zu reflektieren und deine Bedürfnisse wahrzunehmen.
Diese Offline-Zeit ist kein Luxus, es ist dein Geburtsrecht!
Denn wir sind weit mehr als müde Konsumenten und gestresste Follower. We are creators! Leben wir auch so! Mit SWITCH OFF und deinem 14-Tage-Abenteuer im Buch:
Selbstverständlich begleite ich dich auch gerne ganz “real” zu deiner digitalen Balance
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Monika Schmiderer ist Autorin, Digital-Detox- und Digital-Balance-Expertin und Erfinderin des ersten 14-Tage-Digital-Detox-Programms für mehr Kreativität und Lebensfreude, das sie in ihrem Buch SWITCH OFF veröffentlicht hat.